Geschichte und Besonderheit
Der Ort Hainewalde liegt im Tal der Mandau in der Nähe von Zittau. Erstmals im 13. Jh. urkundlich erwähnt, gehörte er wie die gesamte Oberlausitz damals zu Böhmen. Der erste Herrensitz entstand vermutlich im 14. Jh. in Nähe der Kirche unter der gemeinschaftlichen Grundherrschaft der Familien von Warnsdorf und von Kyaw. Mehrmalige Besitzerwechsel brachten den Ort schließlich im 16.Jh. in die Hände des kaiserlichen Rats und Amtshauptmanns von Bautzen Ulrich von Nostitz und seiner Nachfahren. Im 17. Jh. gelangte es durch die Hände der Familien von Gersdorff und von Temritz an Viktoria Tugendreich von Kyaw. Durch deren Heirat mit Otto Ludwig von Kanitz ging der Besitz 1700/01 auf diese für die Entwicklung der Anlage so wichtige Familie über. Durch testamentarische Bestimmungen ging der Besitz 1778 an die Familie von Kyaw, die diesen schließlich 1927 an die Gemeinde Großschönau verkaufte. Ein düsteres Kapitel begann 1933 mit der Naziherrschaft: Die Anlage diente für ein halbes Jahr als „Schutzhaftlager der SA“ und später als Wehrertüchtigungslager. Nach dem 2. Weltkrieg unterschiedlich u.a. für Wohnungen genutzt, steht das Schloss seit 1972 leer. Ein aktiver Förderverein kämpft seit 2000 um dessen Rettung und belebt die Anlage mit vielen interessanten Veranstaltungen.
Ausgehend von einem repräsentativen Alten Schloss, das nach 1546 unter Ulrich und Christoph v. Nostitz entstand, beabsichtigte bereits Otto Ludwig von Kanitz einen Schlossneubau, den schließlich sein Nachfolger, der preußische Kammerherr Samuel Friedrich von Kanitz, in den Jahren 1749-1755 unter Bezug zur Freimaurerei realisierte. Außer an textlichen Belegen wird dies v.a. an der freimaurerisch inspirierten Symbolik des Nordportals deutlich.
Die Existenz eines Schlossgartens ist in Hainewalde erstmals am Beginn des 18. Jahrhunderts belegt. Otto Ludwig von Kanitz ließ zu dieser Zeit das Gartenparterre und den westlich davon gelegenen Hangbereich gestalten und leitete damit Baumaßnahmen ein, die bereits als erster Schritt der beabsichtigten Erneuerung des Herrschaftssitzes verstanden werden können. Weitreichende Veränderungen erfuhr die ursprünglich auf das alte Schloss ausgerichtete Gartenanlage unter S. Friedrich von Kanitz. Für ihre Ausrichtung auf den neuen architektonischen Bezugspunkt verlängerte man eine Querachse über eine durch gewaltige Aufschüttungen geschaffene Terrassenanlage zum neuen Schlossstandort. Eine Orangerie wurde gebaut, um die Anlage in den Sommermonaten mit zahlreichen Kübelpflanzen schmücken zu können. Eine Schlossgärtnerei mit Gewächshäusern gehörte ebenso zum Garten. Den gesamten westlichen Gartenteil beherrschte ein mit Obstgehölzen bepflanzter Baumgarten. Im höher gelegenen Gelände westlich des Parterres bildete ein „Lindenhaus“ den Abschluss der ursprünglichen Hauptachse. Außerdem bereicherten Hecken und Pavillons die Anlage zu dieser Zeit. Im Besitz Ernst August Rudolph von Kyaws wurde die Anlage ab 1790 in westlicher Richtung durch Zukauf erweitert und unter Einbeziehung eines Teils des Baumgartens die sogenannte „Englische Partie“ mit einheimischen Gehölzen und verschiedenen Denkmalen anlegt. Sein Nachfahre Joachim Ernst Gustav von Kyaw ließ vermutlich im Zuge der Renovierungen von 1883 die nördliche Schlosszufahrt erneuern und anstelle einer zweireihigen Pappelallee die noch heute vorhandene vierreihige Lindenallee pflanzen. Im Parterre befanden sich bis zum Ende de 19.Jh.s Rasenkompartimente, die mit hochstämmigen Blütengehölzen gerahmt waren und im Schnittpunkt der Symmetrieachsen ein kreisförmiges Teppichbeet mit Wechselbepflanzung – das sogenannte Sternbeet.
Der nördliche Teil der englischen Partie wurde 1939 abgetrennt und partiell als Manövergelände mit Schützengräben für das Wehrertüchtigungslager der 1940er Jahren genutzt.
In den späten 1950er Jahren kam es zur partiellen Wiederherstellung der historisch äußerst wertvollen Anlage durch den Gartenarchitekten Hermann Schüttauf.
Der künstlerische und kulturhistorische Reichtum der Anlage ist heute zwar durch drohenden Verlust der Denkmalsubstanz gefährdet, jedoch beeindruckt noch immer das Gesamtensemble.