Geschichte

Parkübersicht, LandschaftsArchitektur Franz, Leipzig 2009

LandschaftsArchitektur Franz, Leipzig 2009

Um etwa 1500 beginnt die urkundlich verbürgte Geschichte des Gutes Kromlau [„Möllers’s Deutsche Gärtner-Zeitung 1908, Nr. 24], während der Ort an sich bedeutend älter und slawischen Ursprungs sein dürfte. Über die frühen Gärten am Gut ist wenig bekannt. Die für den heutigen Park relevante Geschichte beginnt 1842. In jenem Jahr erwirbt Friedrich Hermann Rötschke (1805 – 1891) die Besitzung. Seine wirtschaftliche Basis ist die Gewinnung von Braunkohle, Ton und Kies. 1844 lässt er erste Arbeiten am Park ausführen, zu einem Zeitpunkt, als Hermann Ludwig Heinrich Fürst von Pückler (1785-1871) noch Besitzer des benachbarten Muskau ist, welches er ein Jahr später veräußern muss. Aus der Zeit um 1850 stammt ein erster Plan, welcher Auskunft überden damaligen Bestand gibt [vgl. KUBACH, Hans Erich / SEEGER, Joachim (1939): „Die Kunstdenkmäler des Kreises Sorau und der Stadt Forst“, Berlin, S. 316, Abb. 341].

Der begüterte F. H. Rötschke ließ, zweifellos inspiriert von den Schöpfungen Pückler- Muskaus, eine äußerst weitläufige und reich mit Staffagen und Kleinarchitekturen ausgestattete Landschaftsparkanlage bauen. Dabei dürfte bürgerliches Repräsentationsbedürfnis sicherlich eine Rolle gespielt haben. In den 1860er Jahren entstand eine der beeindruckendsten Architekturen, wie andere überwiegend aus Basalt bestehend: die sogenannte Rakotzbrücke über den gleichnamigen See. Der Baustoff ist charakteristisch für die Anlage und wurde auch an vielen anderen Stellen eingesetzt, etwa an den 2006/2007 sanierten Grotten „Himmel und Hölle“. Zeittypisch war die Verwendung einer Vielzahl unterschiedlicher, teils exotischer Gehölze. Als Ausdruck des Historismus kann die Aufstellung zahlreicher hierher verbrachter barocker Gartenplastiken angesehen werden. Sie stehen in einem stilistischen Kontrast zu den landschaftlichen Gartengestaltungen und den romantisierenden Kleinarchitekturen.

1875 veräußert F. H. Rötschke seinen Besitz in Kromlau und siedelt in das nahe gelegene Bärwalde bei Boxberg um. Nach schnellen Besitzerwechseln geht sein altes Gut 1889 käuflich an Friedrich XI. (XVII.) Leopold, Grafen von und zu Egloffstein- Arklitten (1838 – 1921) über. Seine Familie nutzte Kromlau als Zwischenstation auf ihren Reisen zwischen ihren Besitzungen in Nizza und Arklitten/Ostpreußen. In diese Zeit fällt eine neue Komponente der Parkgestaltung: Parkinspektor Georg Wilhelm Eugen Eichler (1859 – 1929) beginnt ab Mitte der 1890er Jahre mit der Anpflanzung zahlreicher Rhododendren. Der teils torfhaltige Boden eignet sich so gut für die Kultur,dass auch eine gewerbliche Züchtung erfolgen kann. Eine Große Gemüsegärtnerei, eine Obst- und Pfirsichplantage, Spalierobstzucht, Blumen- und Teppichgärtnerei, sowie eine Gewächshauskultur treten hinzu. Der Park an sich erfuhr eine Erweiterung um den sogenannten Neuen Englischen Garten, geprägt durch locker angeordnete Gehölzgruppen.

Aufgrund verschlechterter wirtschaftlicher Verhältnisse war jedoch 1911 Friedrich Cuno Graf von und zu Egloffstein zu einer Vereinfachung der Gärtengezwungen; auch Inspektor Eichler verließ Kromlau. Azaleenzucht und –anpflanzung wurden jedoch fortgeführt, da sie nicht zuletzt einen wichtigen Wirtschaftsfaktor darstellten. Verantwortlich war von 1911 bis 1934 Emilie Schulz, „Säuglingsschwester“der gräflichen Familie und Gärtnerstochter aus Lübbenau. Gestalterische Veränderungen brachten 1936/37 der Umbau des Herrenhauses und die Aufwertung des Umfeldes durch Friedrich-Leonhard Alexander von und zu Egloffstein anlässlich seiner Hochzeit. Die ursprüngliche landschaftliche Struktur der Anlage veränderte sich parallel durch Anpflanzung zahlreicher Azaleen und auch Nadelgehölze in zuvor offenen Bereichen. Beabsichtigt war eine komplette Umwandlung in land- und forstwirtschaftliche Nutzflächen, vor allem aus Kostengründen. 1941 bekundete die gräfliche Forstverwaltung gegenüber der Presse, dass der Park zu bestehen aufgehört habe. Nach der Enteignung der gräflichen Familie 1945 entstanden im Herrenhaus und in den Gutsgebäuden Wohnungen, am Herrenhaus und nördlich der Spiegelteiche Nutzgärten. Weitere Substanzverluste brachte die Einrichtung landwirtschaftlicher Nutzflächen nach Parzellierung im Zuge der Bodenreform; auch zahlreiche Skulpturen und Ausstattungsgegenstände gingen in den Kriegs- und Nachkriegsjahren verloren. Eine Verwilderung der Gehölzbestände durch mangelnde Pflege trat hinzu. Dem stand die am 26.06.1952 erfolgte Erfassung als Kulturdenkmal entgegen.

Wiederherstellungsarbeiten im gartendenkmalpflegerischen Sinne begannen 1966, als ein sogenanntes „Parkaktiv“ unter ehrenamtlicher Leitung gebildet wurde. Mit Unterstützung der Bevölkerung konnten in den folgenden Jahren rein forstwirtschaftlich motivierte Anpflanzungen entfernt, wichtige Blickbeziehungen wiederhergestellt, sowie Rhododendronbestände freigestellt werden. Der touristischen Erschließung diente 1992 der Bau einer Station der Waldeisenbahn im südlichen Parkbereich. Seit 2001/2002 liegt eine denkmalpflegerische Konzeption des Landschaftsarchitekturbüros Franz vor.Auf dieser Grundlage erfolgen im Rahmen von Parkseminaren seit 2003 Pflege- und Gehölzstrukturierungsmaß-nahmen. Mit ihnen soll Verwilderungstendenzen und dem Verlust gestalterisch bedeutsamer Raumstrukturen entgegen gewirkt werden.

Besonderheit

Bei den Gartenanlagen in Kromlau handelt es sich um eine relativ späte weitläufige Landschaftsparkanlage eines Privatunternehmers. Zu ihrer Entstehungszeit waren anderenorts bereits Gestaltungen im gemischten Stil mit aufwändigen formalen Partien üblich, welche hier weitgehend fehlen. Die gestalterischen Besonderheiten erklären sich durch die Eigeninitiative des fachlich nicht vorgebildeten Besitzers Friedrich Hermann Rötschke. Inspiration dürften insbesondere die im nahen Muskau durch Hermann Ludwig Heinrich Fürst von Pückler-Muskau (1785-1871) geschaffenen Anlagen gewesen sein. Etwas eigenwillige Akzente setzte Rötschke durch die Errichtung aufwändiger Architekturen aus dunklen Basaltsäulen. Ihre Kombination mit vermutlich angekauften Barockskulpturen und einem reichhaltigen, teils exotischen Gehölzbestand ist charakteristisch für die stilpluralistische Epoche am Ende des 19. Jahrhunderts. Die aufwändigen und effekthaschenden, auch der Repräsentation dienenden szenischen Gestaltungen des Unternehmers Rötschke stehen vergleichbar neben solchen in anderen, zeitgleich entstandenen Parks bürgerlicher Industrieller, etwa in demjenigen der Familie Wagenführ in Tangerhütte („Stadtpark Tangerhütte“).

Die erst ab den 1890er Jahren angepflanzten, heute charakteristischen Rhododendren sind exemplarisch für die allgemein vermehrte Anwendung dieser Gehölze am Ende des 19. Jahrhunderts. Sie mag neben den dafür geeigneten Standortverhältnissen ausschlaggebend für die in Kromlau unter dem Inspektor Georg Wilhelm Eugen Eichler begonnene Kultivierung gewesen sein. Diese erlangte bis in die 1930er Jahre überregionale Bedeutung und bedingte ihrerseits weitere Anpflanzungen im Park.